10.06.2025
Kann KI einen Roman verfassen?
Ja! Kann eine KI einen guten Roman verfassen? Das ist eine andere Frage. Und kann eine KI einen Roman verfassen, der dich als Leser:in wirklich berührt? Da wird es schon komplizierter.
Du kennst das aus dem Deutschunterricht: Schüler:innen sitzen vor dem leeren Blatt und wissen nicht, wie sie ihre Kurzgeschichte beginnen sollen. Oder sie haben eine großartige Idee für eine Charakteranalyse, aber die Worte wollen einfach nicht fließen. Genau hier kann schulKI zu einem wertvollen Partner im Schreibprozess werden - wenn du verstehst, wie deine Schüler:innen sie richtig einsetzen.
Der Praxis-Test: Vom Konzept zum fertigen Kapitel
Lass uns einen konkreten Test durchführen. Stell dir vor, deine Klasse soll eine Kurzgeschichte zum Thema "Generationenkonflikte" schreiben. Hier siehst du, wie schulKI dabei helfen kann:
Phase 1: Die Ideenfindung mit schulKI
Prompt zum Testen:
Hilf mir bei der Ideenfindung für eine Kurzgeschichte. Das Thema ist "Generationenkonflikte". Entwickle 3 verschiedene Grundideen mit unterschiedlichen Settings (modern, historisch, futuristisch). Jede Idee sollte einen klaren Konflikt zwischen zwei Generationen enthalten.Hilf mir bei der Ideenfindung für eine Kurzgeschichte. Das Thema ist "Generationenkonflikte". Entwickle 3 verschiedene Grundideen mit unterschiedlichen Settings (modern, historisch, futuristisch). Jede Idee sollte einen klaren Konflikt zwischen zwei Generationen enthalten.
Hier sind drei verschiedene Grundideen für eine Kurzgeschichte zum Thema "Generationenkonflikte", jede mit einem einzigartigen Setting:
1. Modernes Setting: Stadtleben
Titel: "Der Platz im Zentrum"
Konflikt: Ein junger Influencer möchte seien Traum von einer nachhaltigen Modeboutique in der Innenstadt verwirklichen, um umweltfreundliche Produkte zu verkaufen. Allerdings steht ihm seine traditionell denkende Großmutter im Weg, die seit Jahrzehnten ein erfolgreiches Familiengeschäft für herkömmliche Mode betreibt und frustriert darüber ist, dass die moderne Generation "alles über das Internet verkaufen" möchte. Der Konflikt eskaliert, als die Grandmother angestrebten Standort für die Boutique, der neben ihrem Geschäft liegt, als "unzuverlässig" und "schädlich für die Familie" bezeichnet.
Erzählansatz: Der Leser könnte durch Rückblenden in der Kindheit des influencers erfahren, wie seine Großmutter ihn geprägt hat, und die unterschiedlichen Werte und Denkweisen, die beide Charaktere vertreten.
2. Historisches Setting: Nachkriegszeit
Titel: "Die Schatten der Vergangenheit"
Konflikt: In einer kleinen Stadt in den frühen 1950er Jahren gibt es einen Konflikt zwischen einem Veteranen, der gerade aus dem Krieg zurückgekehrt ist, und seinem rebellischen Sohn. Der Vater will, dass sein Sohn die Vorzüge von Härte und Disziplin lernt, während der Sohn lieber ein freies, kreatives Leben als Künstler führen möchte. Die Gesellschaft drängt den Vater dazu, seinen Sohn auf einen "traditionellen" Berufsweg zu führen, wo er als Ingenieur oder Lehrer angesehen wird.
Erzählansatz: Die Geschichte könnte durch die Augen des Sohnes erzählt werden, der zwischen dem Wunsch, seinen eigenen Weg zu gehen, und der Verantwortung gegenüber seinem Vater hin- und hergerissen ist.
3. Futuristisches Setting: Post-Apokalypse
Titel: "Das Erbe der Erde"
Konflikt: In einer Zukunft, in der die Erde von Umweltschäden und Kriegen verwüstet ist, lebt eine Generation in kleinen, isolierten Gemeinschaften. Ein junger Überlebender, der mit einer optimistischen Sicht auf die Zukunft aufgewachsen ist, glaubt an Technologie und Wissenschaft als Schlüssel zur Wiederherstellung der Erde. Im Gegensatz dazu steht die ältere Generation, die von schmerzhaften Erinnerungen und dem Glauben geprägt ist, dass die Menschheit ihre Lektion nicht gelernt hat und dass die Rückkehr zur Natur der einzige Weg ist. Sie versuchen, ihn davon abzuhalten, den letzten verfügbaren Energieantrieb für die Gemeinschaft zu aktivieren.
Erzählansatz: Diese Geschichte könnte durch ein Abenteuer erzählt werden, in dem der junge Protagonist in die Ruinen der alten Welt reist, um Beweise für seine Überzeugungen zu finden, während er gleichzeitig versucht, das Vertrauen und die Akzeptanz der älteren Generation zu gewinnen.
Jede dieser Ideen bietet Potenzial für spannende Entwicklungen und tiefgründige Erkundungen von Werten, Traditionen und dem Streben nach einem besseren Leben.
https://schulki.de/chats/e099d1f2-f798-4872-96ce-4bcb5b4680d6
Was passiert hier? Die KI entwickelt systematisch verschiedene Ansätze. Deine Schüler:innen bekommen nicht eine fertige Geschichte, sondern Impulse für ihre eigene Kreativität. Der entscheidende Unterschied: Sie müssen immer noch wählen, bewerten und ihre persönliche Note einbringen.
Phase 2: Charakterentwicklung strukturiert angehen
Einer deiner Schüler hat sich für die moderne Variante entschieden: Ein Teenager und seine Großmutter, die unterschiedliche Ansichten zu sozialen Medien haben. Jetzt kann schulKI bei der Charakterentwicklung helfen:
Prompt zum Testen:
Ich schreibe eine Kurzgeschichte über einen 16-jährigen Teenager namens Alex und seine 70-jährige Großmutter Emma. Der Konflikt dreht sich um soziale Medien. Hilf mir dabei, beide Charaktere zu entwickeln. Erstelle für jeden: - 3 prägende Lebenserfahrungen - 2 Stärken und 2 Schwächen - Eine Eigenschaft, die überraschend ist - Den Kern ihrer jeweiligen Position zum ThemaBeobachte, was passiert: Die KI liefert strukturierte Charakterprofile, aber deine Schüler:innen müssen entscheiden, welche Details sie verwenden und wie sie diese in ihre Geschichte einweben.
Phase 3: Den ersten Entwurf gemeinsam entwickeln
Jetzt wird es spannend. Anstatt den kompletten Text schreiben zu lassen, kann schulKI als Schreibpartner fungieren:
Prompt zum Testen:
Schreibe den ersten Absatz einer Kurzgeschichte über Alex (16) und seine Großmutter Emma (70). Beginne mit einer Szene, in der beide am Küchentisch sitzen und Alex am Handy ist. Schreibe nur den ersten Absatz - ich möchte dann selbst weiterschreiben. Verwende lebendige Beschreibungen und deute den Konflikt nur an.Ich schreibe eine Kurzgeschichte über einen 16-jährigen Teenager namens Alex und seine 70-jährige Großmutter Emma. Der Konflikt dreht sich um soziale Medien. Hilf mir dabei, beide Charaktere zu entwickeln. Erstelle für jeden:
- 3 prägende Lebenserfahrungen
- 2 Stärken und 2 Schwächen
- Eine Eigenschaft, die überraschend ist
- Den Kern ihrer jeweiligen Position zum Thema
Hier sind die Charakterentwicklungen für Alex und Emma:
Charakterentwicklung: Alex (16 Jahre alt)
Prägende Lebenserfahrungen:
- Umzug in eine neue Stadt: Alex musste mit seiner Familie umziehen und hat Schwierigkeiten, neue Freunde zu finden. Dies verstärkt sein Bedürfnis, über soziale Medien Verbindung zu anderen herzustellen.
- Erster Freundschaftskonflikt online: Ein Streit mit einem Freund, der über soziale Medien eskaliert, hat ihn gelehrt, wie verletzend Online-Kommunikation sein kann und wie schnell Missverständnisse entstehen.
- Familientragödie: Der Verlust eines geliebten Haustiers, während er vor einem Bildschirm sitzt, hat ihn hinsichtlich der Balance zwischen der digitalen und der realen Welt nachdenklich gemacht.
Stärken:
- Technologisch versiert: Alex ist geschickt im Umgang mit verschiedenen sozialen Medien und versteht deren Bedeutung für seine Generation.
- Empathisch: Trotz seiner Teenager-Probleme hat er ein gutes Gespür für die Emotionen anderer, vor allem für seine Großmutter Emma.
Schwächen:
- Unreif: Manchmal agiert er impulsiv und denkt nicht an die Folgen seiner Online-Aktivitäten.
- Soziale Angst: In der echten Welt hat er manchmal Schwierigkeiten, mit anderen zu interagieren, was zu Isolation führen kann.
Überraschende Eigenschaft:
- Hobby-Schriftsteller: Alex hat eine Leidenschaft fürs Schreiben und verfasst Geschichten, um seine Gefühle und Erlebnisse zu verarbeiten, behält dies jedoch meist für sich.
Kernaussage über soziale Medien:
- Alex sieht soziale Medien als ein notwendiges Werkzeug, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, ist aber gleichzeitig besorgt über die negativen Auswirkungen, die sie auf echte Beziehungen haben können.
Charakterentwicklung: Emma (70 Jahre alt)
Prägende Lebenserfahrungen:
- Kriegserfahrungen: Emma hat ihre Jugend in einer Kriegszeit verbracht, was sie gelehrt hat, wie wichtig persönliche Interaktionen und Gemeinschaft sind.
- Erziehung der Kinder: Als alleinerziehende Mutter hat sie ihre Kinder laufen gelernt, ohne sich auf Technologie zu stützen, was ihren traditionellen Ansatz zur Kommunikation geprägt hat.
- Verlust von Freunden: Der Verlust vieler Freunde im Alter hat ihr ein Gefühl von Einsamkeit gegeben, aber auch den Wert von langfristigen, echten Beziehungen aufgezeigt.
Stärken:
- Weisheit: Emma hat viel Lebenserfahrung und kann wertvolle Ratschläge geben, die auf ihren eigenen Erlebnissen basieren.
- Zielstrebig: Nach all den Herausforderungen des Lebens hat sie nie aufgegeben und kämpft immer noch für ihre Werte und Überzeugungen.
Schwächen:
- Technophobie: Emma hat Schwierigkeiten mit moderner Technologie und sozialen Medien, was zu Frustrationen führt, wenn sie mit Alex kommunizieren möchte.
- Sturheit: Sie ist manchmal festgefahren in ihren Überzeugungen und hat Schwierigkeiten, neue Perspektiven zu akzeptieren.
Überraschende Eigenschaft:
- Künstlerische Ader: Emma malt seit ihrer Jugend und verwendet die Kunst als eine Form des Ausdrucks, was sie von vielen anderen in ihrem Alter abhebt.
Kernaussage über soziale Medien:
- Emma sieht soziale Medien als oberflächlich und glaubt, dass sie den Wert persönlicher Gespräche und Beziehungen untergraben. Sie fördert den direkten Kontakt und hat Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen.
Diese Charakterentwicklung gibt dir eine solide Grundlage, um die Beziehung zwischen Alex und Emma sowie den Konflikt über soziale Medien in deiner Kurzgeschichte zu gestalten.
Schreibe den ersten Absatz einer Kurzgeschichte über Alex (16) und seine Großmutter Emma (70). Beginne mit einer Szene, in der beide am Küchentisch sitzen und Alex am Handy ist. Schreibe nur den ersten Absatz - ich möchte dann selbst weiterschreiben. Verwende lebendige Beschreibungen und deute den Konflikt nur an.
Am großen, ausgeblichenen Küchentisch saß Alex, das blasse Licht der Wintersonne fiel durch das Fenster und tauchte den Raum in einen sanften Glanz. In der Hand hielt er sein Handy, die Finger flogen über den Bildschirm, während hektische Nachrichten und Bilder seinen Kopf in eine andere Welt ziehende. Gegenüber ihm, auf der anderen Seite des Tisches, saß Emma, die ihren dampfenden Kräutertee mit einer Hand hielt, während sie mit der anderen nervös die Tischdecke musterte, als könnte sie dort die Antwort auf das rätselhafte Verhalten ihres Enkels finden. Der Raum war erfüllt von einem vertrauten, aber unergründlichen Schweigen, das die Kluft zwischen den Generationen spürbar machte – ein Ort, an dem Erinnerungen an alte Geschichten auf das bläuliche, pulsierende Licht des Bildschirms trafen und sich ein unausgesprochener Konflikt in der Luft aufbaute.
https://schulki.de/chats/9e97c2df-a230-4927-8d2a-56a1a0907520
Was schulKI beim kreativen Schreiben wirklich kann
Die Stärken für den Unterricht:
- Strukturhilfe: Plotentwicklung und Spannungsbögen werden systematisch erarbeitet
- Inspiration bei Blockaden: Wenn Schüler:innen nicht weiterwissen, liefert die KI neue Impulse
- Stil-Experimente: Verschiedene Erzählperspektiven oder Genres ausprobieren
- Feedback zum Handlungsaufbau: Logik und Konsistenz der Geschichte prüfen
- Wortschatz-Erweiterung: Alternative Formulierungen und Synonyme finden
Die Grenzen - und warum das gut ist:
- Emotionale Authentizität: Echte Gefühle können nur Menschen transportieren
- Persönliche Erfahrungen: Die besten Geschichten kommen aus gelebtem Leben
- Überraschende Wendungen: Wirklich kreative Einfälle entstehen im menschlichen Geist
- Stilistische Eigenständigkeit: Jede:r Autor:in entwickelt eine individuelle Stimme
Wie du schulKI sinnvoll in deinen Unterricht integrierst
Regel 1: KI als Sparringspartner, nicht als Ghostwriter Lass deine Schüler:innen nie komplette Texte von der KI schreiben. Stattdessen sollen sie einzelne Aspekte erarbeiten: Charaktere entwickeln, Plotpunkte sammeln, Stilmittel verstehen.
Regel 2: Immer nachbearbeiten lassen Was die KI liefert, ist Rohmaterial. Die eigentliche kreative Arbeit beginnt beim Überarbeiten, Anpassen und Personalisieren.
Regel 3: Transparenz schaffen Besprich offen mit deiner Klasse, wo KI hilft und wo sie an Grenzen stößt. Das schärft das Bewusstsein für menschliche Kreativität.
Regel 4: Bewertung anpassen Prozesse bewerten, nicht nur Produkte. Wie sind die Schüler:innen mit der KI umgegangen? Welche eigenen Ideen haben sie entwickelt?
Das Kreativitäts-Paradox: Warum KI nichts wirklich Neues erschafft
Hier wird es philosophisch: KI arbeitet mit Mustern aus Millionen von Texten, die bereits existieren. Sie kann diese Muster neu kombinieren, variieren und anpassen - aber kann sie wirklich etwas erschaffen, was es noch nie gab?
Die Wahrheit über KI-Kreativität: KI ist wie ein unglaublich belesener Bibliothekar, der aus seinem gewaltigen Gedächtnis schöpft. Wenn du nach einer Liebesgeschichte fragst, durchsucht sie ihre Trainingsdaten nach Romeo und Julia, Titanic, Twilight und Tausenden anderen Geschichten. Das Ergebnis? Eine Neukombination bekannter Elemente.
Ein Experiment zum Nachdenken: Bitte schulKI um eine "völlig neue Art von Konflikt für einen Roman". Du wirst feststellen: Jede Idee lässt sich auf bereits existierende Geschichten zurückführen. Mensch gegen Natur? Uralt. Mensch gegen Gesellschaft? Shakespeare lässt grüßen. Sogar scheinbar futuristische Konzepte basieren auf dem, was Menschen bereits erdacht haben.
Konkrete Unterrichtsideen:
Projekt 1: "KI-menschliche Kollaboration"
Lass Schüler:innen zunächst mit schulKI einen Grundplot entwickeln, dann aber ihre eigene Geschichte daraus machen. Anschließend vergleichen sie ihre Versionen - wo sind sie ähnlich, wo unterscheiden sie sich?
Projekt 2: "Stil-Detektive"
Gib der Klasse KI-generierte und menschlich verfasste Texte - können sie den Unterschied erkennen? Was macht menschliches Schreiben einzigartig?
Projekt 3: "Der bessere Prompt"
Schüler:innen lernen, präzise Anfragen zu formulieren. Wer schreibt den Prompt, der die hilfreichste Antwort für das Schreibprojekt liefert? Hier kann auch die Prompt-Pilot:in helfen. Mehr dazu in diesem Blogbeitrag.
Fazit: KI als Werkzeug, nicht als Ersatz
SchulKI kann einen Roman verfassen - technisch gesehen. Einen Roman schreiben, mit allem was dazugehört, das können nur deine Schüler:innen. Die Kunst liegt darin, beide Stärken zu kombinieren: menschliche Kreativität und KI-Effizienz.
Für deine Praxis bedeutet das:
- Nutze KI für Inspiration und Strukturierung
- Lass deine Schüler:innen immer den kreativen Hauptpart übernehmen
- Mach den Entstehungsprozess transparent
- Bewerte Kreativität und Reflexion, nicht nur das Endprodukt
Die beste KI-unterstützte Geschichte ist die, bei der man merkt: Hier hat ein Mensch mit Herz und Verstand geschrieben - und dabei ein intelligentes Werkzeug genutzt.
Probier es aus: Verwende die Prompts aus diesem Artikel und teste sie mit deiner Klasse. Du wirst sehen: Die interessantesten Ergebnisse entstehen nicht durch die KI, sondern durch das, was deine Schüler:innen daraus machen.