27.06.2024

Postplagiat

Die Autorin Sara Elaine hat ein interessantes Konzept vorgestellt, welches das Konzept des Plagiats in ein neues Licht rückt. Sie argumentiert, dass Plagiate von jeher ein sehr unbestimmter Begriff waren. So sind sich zwar die meisten Menschen einig, dass das wörtliche Übernehmen von Inhalten und Textstellen ein Plagiat sei, aber wo ist die Grenze zwischen einer Pseudoparaphrasierung und der Entwicklung eigener Ideen im frischen Kontext gegeben? Hier schlägt die Autorin sechs Thesen zum Umgang mit Plakaten vor:

Postplagiat bezieht sich auf eine Ära der Gesellschaft, in der fortschrittliche Technologien, wie Künstliche Intelligenz und Neurotechnologie, einschließlich Gehirn-Computer-Schnittstellen, einen normalen Teil des Lebens ausmachen und die Art und Weise, wie wir tägliche lehren, lernen und interagieren, beeinflussen.

Thesen

  • Hybrides Schreiben von Mensch und KI wird zur Normalität werden - Grenzen können nicht mehr gezogen werden, Teil normaler Software
  • Die menschliche Kreativität wird gefördert - Gewinnabschöpfung wird schwieriger, aber sich auszudrücken wird einfacher
  • Sprachbarrieren verschwinden
  • Der Mensch kann die Kontrolle abgeben, aber nicht die Verantwortung - ChatGPT ist kein Co-Autor, denn ein Mensch bedient die KI und ist daher verantwortlich - Im Gegenzug haben die Pädagog:innen die Verantwortung, Bewertungsaufgaben zu entwickeln, die den Schüler:innen die Möglichkeit geben, ihr Lernen unter Beweis zu stellen.
  • Die Namensnennung bleibt wichtig - Zuschreibung ist eine Form der intellektuellen Wertschätzung, die schriftlich, mündlich oder auf verschiedene andere Weise demonstriert werden kann. Die Menschen, die wir zitieren und auf die wir uns beziehen, sind unsere Lehrkräfte im weitesten Sinne des Wortes.
  • Historische Definitionen von Plagiaten gelten nicht mehr - Wörtliches Abschreiben verliert an Bedeutung, aber auch Paraphrasieren zählt dazu. Hier müssen wir eine neue Definition finden.

Inwiefern kann uns das jetzt für die Schule helfen? Hier unsere ganz persönlichen Thesen:

1. Verändere deine Einstellung zu fremden Ideen: ermutige dein:e Schüler:in möglichst viele Fremdideen mit in ihre Arbeiten einzubringen. Das Eingeben einer Quelle dient hier nicht mehr der Vermeidung von Betrug, sondern ist hier ein bewertungsrechtliches Merkmal, da hier die Qualität der verwendeten Quellen bewertet wird.

2. Das hybride Schreiben von Texten wird ab einer gewissen Altersstufe normal, wie heute das Tippen eines Textes am Rechners. Klar kann man bis zum Abitur Texte per Hand schreiben und dabei gewisse Kompetenzen ausprägen, aber in der Realität werden Menschen nach dem Abitur keine langen Texte mehr per Hand nacheinander schreiben. Folglich ist es hier sinnvoll, die Schüler:innen, sobald die Grundkompetenzen erworben sind, auf das Arbeiten und Lernen im weiteren Leben vorzubereiten.

3. ChatGPT ist keine Ausrede. Schüler:innen müssen lernen, dass sie für Aussagen, die eine künstliche KI innerhalb ihrer Texte trifft, haftbar sind. So ist es nicht in Ordnung, wenn ein generierter Text nicht erklärt werden kann und es ist fatal, wenn ein nicht selbst erzeugter Text Fehler beinhaltet.

4. Wertschätzung von Schülerarbeiten. Aufsätze sollten nicht geschrieben und durch eine Lehrperson vollständig korrigiert werden, sondern müssen auch gewürdigt werden. Dazu können Schüler:innen gegenseitig Texte lesen oder diese etwa auf der Schulwebseite veröffentlichen. Es entsteht eine neue Motivation, ein lesbares und auch eigenes Werk zu erschaffen.  Mit dem man sich identifizieren kann.