12.05.2025
KI in der Grundschule
Kinder treffen heute überall auf Künstliche Intelligenz – ob im Sprachassistenten, bei Suchanfragen oder in Spielen – weshalb die Entwicklung eines durchdachten pädagogischen Konzepts zum Umgang mit KI im Grundschulbereich nicht länger optional, sondern unbedingt erforderlich ist.
Ansätze für den Unterricht in der Grundschule mit KI
Differenzierte Texte erstellen und vorlesen
Eine der Stärken von KI-Tools im Unterricht ist die Möglichkeit, Texte in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen zu generieren. In diesem Blog-Artikel ist die Vorgehensweise noch einmal detaillierter erläutert. Dies ermöglicht eine individuelle Förderung aller Schüler:innen:
- Differenzierte Märchen: KI kann beispielsweise Märchen in drei Schwierigkeitsstufen (einfach, normal, anspruchsvoll) für Grundschulkinder generieren – etwa die Geschichte einer Prinzessin und eines einarmigen Ritters.
- Sprachausgabe: Die erstellten Texte können anschließend mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten vorgelesen werden, was eine zusätzliche Differenzierungsmöglichkeit bietet.
Zuerst soll der hilfreiche Assistent differenzierte Texte, die in der Art eines Märchens geschrieben sind, generieren.
Schreibe ein kurzes Märchen über eine Prinzessin und einen einarmigen Ritter. Stelle 3 Texte mit unterschiedlichen Schwierigkeiten zur Verfügung, die für Grundschüler:innen der 3. Klasse geeignet sind.
Einfache Version: Es war einmal eine schöne Prinzessin die in einem großen Schloss lebte. Eines Tages kam ein Ritter. Er hatte nur einen Arm, aber das machte ihn nicht weniger stark. Die Prinzessin fand ihn mutig und freundlich. Ein böser Drache kam ins Dorf. Die Menschen hatten Angst. Der Ritter sagte: „Ich werde den Drachen besiegen!“ Mit seinem Schwert kämpfte er tapfer. Die Prinzessin schaute zu und glaubte an ihn. Der Ritter besiegte den Drachen. Alle im Dorf jubelten. Die Prinzessin und der Ritter wurden Freunde. Sie lebten glücklich und halfen allen, die in Not waren.
Normale Version: Es war einmal in einem fernen Königreich eine Prinzessin namens Lilia. Sie war sehr klug und freundlich. Eines Tages sah sie einen Ritter mit einem Arm. [...]
Schwierige Version: In einem magischen Königreich lebte Prinzessin Lilia, bekannt für ihren Mut und ihre Klugheit. Eines Tages traf sie Sir Cedric, einen einarmigen Ritter. [...]
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Durch unterschiedliche Geschwindigkeiten können die Texte erneut differenziert werden und ganz den Lernanforderungen der Schüler:innen angepasst werden. Alternativ können die Texte dann auch von den Schüler:innen vorgelesen werden, je nach Unterrichtsplanung kann die Methode angepasst werden.
Texte altersgerecht aufbereiten
KI kann komplexe Texte kindgerecht umformulieren und an den Lernstand anpassen:
- Vereinfachung von Texten mit begrenztem Wortschatz
- Anpassung an bereits erlernte Buchstaben
- Erstellung individualisierter Leseübungen, die sich dem Lernfortschritt anpassen
Prompt-Beispiel: Vereinfache diesen Text über [Thema] für Zweitklässler. Verwende nur Wörter mit maximal zwei Silben und kurze Sätze.
Praktische Unterrichtsbeispiele
Sprachunterricht mit KI-Unterstützung
- Satzglieder identifizieren: KI generiert Sätze zu bestimmten Themen, an denen Subjekt, Prädikat und Objekt hervorgehoben werden können. Prompt-Vorschlag: Generiere einen einfachen Satz zum Thema 'Haustiere' oder Erstelle drei kurze Sätze über den Schulalltag.
- Textgattungen unterscheiden: Kurze Beispieltexte in verschiedenen Stilen helfen, charakteristische Merkmale von Erzählungen, Märchen oder Gedichten zu erkennen. Prompt-Vorschlag: Generiere drei kurze Textbeispiele: eine Erzählung über einen Schulausflug, ein Märchen über einen sprechenden Baum und ein Gedicht über den Frühling. Nenne danach die wichtigsten Merkmale jeder Textgattung.
- Zeitformen üben: KI erstellt Sätze in verschiedenen Zeitformen, die Schüler:innen beim Erkennen und Üben von Präsens, Perfekt und Futur unterstützen. Schreibe einen Satz im Perfekt über 'Was ich gestern gemacht habe'. Erstelle dann Fragen, die den Schüler:innen helfen zu erkennen, warum es sich um das Perfekt handelt.
Praxisbeispiel: Mit KI Poesie entdecken - Gedichtprojekt in einer vierten Klasse
Ein Unterrichtsprojekt demonstriert den gewinnbringenden Einsatz von KI im Grundschulunterricht.
Phase 1: Grundlagen selbst erkunden Die klassischen Reimformen und Gedichtstrukturen wurden zunächst im traditionellen Unterricht vermittelt. Schülerinnen und Schüler entwickelten eigene poetische Ideen und verfassten erste Verse ohne technologische Unterstützung.
Phase 2: KI als Werkzeug nutzen Die Kinder formulierten präzise Anweisungen für die KI zur Gedichterstellung. Basierend auf diesen Vorgaben produzierte die Künstliche Intelligenz entsprechende Gedichte, die als Ausgangsmaterial für die weitere Arbeit dienten.
Phase 3: Kritisches Prüfen In dieser Phase überprüften die Lernenden, ob ihre Anweisungen korrekt umgesetzt wurden. Sie untersuchten sprachliche Stilmittel und stellten aufschlussreiche Vergleiche zwischen KI-Werken und eigenen Gedichten an.
Phase 4: Gemeinsames Gestalten Die kollaborative Verfeinerung der KI-Gedichte erfolgte durch gezielte Feedback-Schleifen. Die Kinder optimierten Rhythmus und inhaltliche Elemente nach ihren eigenen kreativen Vorstellungen.
Phase 5: Reflektiertes Verstehen Durch offene Gespräche entwickelten die Schüler:innen ein Bewusstsein für die Möglichkeiten und Grenzen der KI im kreativen Schaffensprozess. Sie lernten zu erkennen, wann technologische Unterstützung hilfreich ist und wo eigener Ausdruck unverzichtbar bleibt.
Mediengestütztes Lernen mit Bildern
- KI generiert Bilder basierend auf Beschreibungen der Schüler:innen oder umgekehrt
- Förderung von Beobachtungsgabe, Wortschatz und Ausdrucksfähigkeit
- Spielerische Elemente wie das Finden versteckter, unpassender Objekte in Bildern
Ergebnisse und Reflexion
Die Erfahrungen mit KI im Grundschulunterricht zeigen deutliche Vorteile:
- Gesteigerte Motivation: Die Interaktion mit KI macht den Lernprozess spannender und interaktiver
- Verbessertes Textverständnis: Der Vergleich von KI-generierten und eigenen Texten schärft das Sprachgefühl
- Technologische Reflexion: Schüler:innen entwickeln frühzeitig eine kritische Haltung zu KI-Technologien
Dennoch erfordert der Einsatz von KI im Grundschulbereich sorgfältige Überlegungen. Die von der Bildungsministerkonferenz als "erörterungsbedürftig" eingestufte Thematik unterstreicht die Notwendigkeit einer ausgewogenen Herangehensweise. Aspekte wie die veränderte Rolle der Lehrkraft und die Sicherstellung von Chancengleichheit müssen berücksichtigt werden.
Fazit
Die vorgestellten Einsatzmöglichkeiten zeigen: KI-Didaktik ist nicht Zukunft – sie ist Gegenwart! Die Herausforderung liegt darin, KI als ergänzendes Werkzeug zu nutzen, das den persönlichen Kontakt zwischen Lehrkräften und Schülernicht ersetzt, sondern unterstützt.
Eine offene, aber kritisch reflektierende Haltung gegenüber diesen neuen Möglichkeiten ist entscheidend, um die Zukunft des Lernens verantwortungsvoll zu gestalten – mit KI als Hilfsmittel, aber stets mit dem Kindeswohl im Zentrum des pädagogischen Handelns.